Roadtrip USA 2010

"Einmal USA bitte ... am besten quer durch! Ja, Mietauto is' auch O.K.!"
Die Reise beginnt im Juli 2010 in Washington D.C. und endet im August 2010 in San Francisco. Hoffentlich.



Montag, 12. Juli 2010

Tag 5: Howdy Cowboy at the Grand Ole Opry

Am Samstag stand dann die Fahrt in die zweite grosse Stadt meines Trips an: Es ging nach Nashville, Tennessee ... der "Music City USA". Bin recht früh (08:00) losgefahren, um den Nachmittag nach'm einchecken noch sinnvoll nutzen zu können.

Nach einer recht gemütlichen 2,5 Stunden Fahrt gings dann rein in die Stadt. War recht gespannt, wie sich das Navi in der Innenstadt macht, wo's doch alle 10 Sekunden irgendwohin zum abbiegen geht ... und nicht wie auf der Interstate "Fahren sie nun 250 Kilometer geradeaus". Hat soweit dann alles bestens funktioniert ... bis ich links abbiegen sollte ... aber da eben grad die "Road closed!" war. Tja ... da hat sich das Navi dann doch recht schwer getan, weil es sekündlich zwischen "Fahren sie links, dann halten sie sich rechts", "Neuberechnen ... Neuberechnen", "Biegen sie rechts ab und in 50 Metern links" und "Neuberechnen ... Neuberechnen" gewechselt hab. Aber nach ca. 1 Minute hat es sich dann wieder erfangen ... und ich hab dann doch recht gut zum Hotel Downtown gefunden. Mein grosser Vorteil: Es war relativ wenig los, da Samstag, somit hat reichlich Parkplätze gegeben und auf den Strassen war nicht sonderlich viel los. 

Eingecheckt hab ich diesmal für 2 Nächte im Best Western Downtown , welches zwar recht gut gelegen und modern ist ... aber auch recht teuer. Ich glaub ich zahl hier um die 180 USD ... was aktuell in etwa 142 Euro entspricht ... pro Nacht! Aber auch sonst - was ich halt so auf die schnelle gesehen hab - ist in der Innenstadt nicht viel besseres zu finden. Und ich hab nicht gewusst wie der Öffentliche Verkehr hier ist, darum hab ich mir lieber in der Innenstadt was genommen. 

Downtown Nashville ist eigentlich wirklich nichts besonderes ... an Haufen recht unspektakulärer Gebäude ... mit ein paar Ausnahmen ... wie dem signifikation AT&T-Building hier:



Es gibt zwar eine recht nette Strasse ... bessergesagt einen "Strassenabschnitt" und zwar den unteren Broadway zwischen 6th und 1st Street mit an Haufen Bars und Honky-Tonks ... aber da war genau die Tage jetzt eine grosse Baustelle in der Mitte, darum auch nicht wirklich was zum fotografieren. In diesen besagten Honky-Tonks beginnen eigentlich schon zu Mittag irgendwelche Musiker zu spielen ... auch wenn genau 1 Person im Lokal sitzt. Aber hat was ... aus jedem Lokal & Bar kommt Musik raus ... und in jede möchte man gern reingehen ... wobei das nicht gut enden würde ;)

Hab' mich dann ... nachdem das Wetter noch relativ gut ausgeschaut hat ... zu Fuss die ca. 4 Kilomenter in Richtung Centennial-Park gemacht. Grund: Hier ist a) ein kleiner künstlicher See um den man recht nett rumspazieren kann und b) hier der Parthenon steht ... ein "Nachbau" des berühmten Originals in Athen. Deshalb - unter anderen - hat Nashville neben "Music City" auch noch den Spitznamen "Athens of the South". 

Hier der Parthenon:


(man beachte die Grösse im Vergleich zu den Touristen rechts unten im Bild)

... und der kleine Park & See im Anschluss:


Bin da gleich rumspaziert, war recht nett. Ein Mann hat mich dann gleich gefragt, ob ich wüsste wo "Water Fountains" wären ... ich hab ihn dann auf die Mitte des Sees verwiesen. Er hat mir dann verständlich gemacht, dass er eigentlich die kleinen meinte, wo man Wasser daraus trinken kann und die überall rumstehen. Wieder was gelernt. :)

Überhaupt ist es hier mit der Sprache recht schwierig. Mit "hier" meine ich Tennessee generell. Am besten könnte man es beschreiben, wenn man sich den Film "O Brother where art thou?" anschaut ... oder sich einfach Cletus & Brandine von den Simpsons vorstellt. SEHR eigener Dialekt hier. Bin mal mit 2 Damen im Lift gefahren ... die haben sich unterhalten ... und ich hab KEIN WORT verstanden ... und normal kann ich recht gut Englisch ... aber das war zuviel. Das Klischee des "Hillbilly" könnte sich hier recht schnell aufdrängen ;)

Auch Religion scheint hier eine grössere Rolle zu spielen als in vielen anderen Teilen der USA. Viele Kirchen hier, eher nicht klassisch wie wir sie von daheim kennen sondern eher "modern". Sogar eigene Shops haben die hier :)



Die auffälligste Kirche (oder was auch immer, ich weiss es nicht genau) war eh am Weg zum Park rüber ... muss mal nachlesen was genau das war:



Ansonsten sind die Menschen hier SEHR nett muss ich sagen ... überraschend nett sogar. Man geht hier die Strassen entlang ... und oft lachen einen die Leute einfach nur an (und JA, sie lachen einen an und nicht AUS ;) ) ... oder grüssen einen einfach im Vorbeigehen. Und sonst wenn man sich ein bisschen unterhält, wird einem beim Verabschieden immer die Hand gereicht. Beim Parthenon z.b. bin ich kurz im Schatten gesessen und hab mir die USA-Karte im Lonely Planet angeschaut ... da sind so 2 Typen (mein Alter ca.) hergekommen und haben mich angeredet ... was ich mache und woher ich bin. Ich war dann recht verwundert - von daheim kennt man sowas ja nicht wirklich ... worauf ich dann gleich mit "... yeah, ok. So, what do you want?" geantwortet hab. Die haben dann recht verdutzt geschaut und nur gmeint sie hätten gesehen dass ich in eine Karte schau und darum wollten sie halt mit mir ein wenig plauschen. Was wir dann auch gemacht haben. Lustigerweise war einer von denen letztes Jahr in Innsbruck. Und lebt in Washington und ist nur für eine Hochzeit hier in Nashville. Klein ist die Welt. 

Die Mädls hier sind trotzalledem dann doch recht typisch amerikanisch. Hab' gestern innerlich lachen und an ein Gespräch mit Caro denken müssen, weil ich im Park dem Gespräch 2er Mädls (die man hier nebenbei recht oft mit Cowboyhüten bekleidet sieht ...) lauschen konnte ... und es genau wie erwartet mit ".... so, is it like bla bla ... or more like bla bla? Oh, bla bla? AWESOME!!" abgelaufen ist. :)

Am Weg retour hab ich dann aus einer Ecke des Parks Musik gehört und bin da auch noch einen Sprung hin. Wie sich herausgestellt hat, war da ein kleines Fest, die erste Edition des "Music Corners", der ab jetzt - laut Veranstalter und Bürgermeister (der auch anwesend war) - jeden Samstag stattfinden soll. Einfach eine kleine Bühne, auf der - nach dem Vorbild des Speakers Corner in London - jeden Samstag neue und lokale Künstler auftreten und vorspielen können. Also eher gemütlich mit Gitarre und so, eher folkig. Pat Boone hat hier früher auch schon gespielt hab ich mir sagen lassen. Am Anfang noch wenig Leute, hat sich dann aber recht schnell mit Menschen, Stühlen, Hunden und Picknick-Decken gefüllt. Am Rand waren alles kleine Zelte, wo man - teils gratis - Getränke, Eis oder Hotdogs bekommen hat. Sowas wär daheim im Hofgarten mal fein ... aber dürfte vermutlich eh gleich daran scheitern, dass es ja bei uns verboten ist den Rasen überhaupt zu betreten. Pf.



Da hab ich mich dann ca. 1,5h in die Wiese gesetzt und den Künstlern zugehört. Teilweise wirklich tolle dabei ... wie schon gesagt rein mit Gitarre oder 1 Trommel oder so. Leider hats danach zu regnen begonnen ... und dann hab ich mich langsam auf den - diesmal schon sehr langen - Heimweg gemacht (weil die Busse hier wie scheint am Samstag nur alle 3h fahren oder so wieder zu Fuss. Also gscheit viel gelaufen gestern).

Am Abend stand dann was SEHR cooles am Programm: Ein Besuch der Grand Ole Opry, eine - wenn nicht DIE - der grössten Sehenswürdigkeiten hier in Nashville. Die Opry gibts seit mittlerweile 85 Jahren und ist im Prinzip eine Live-Radio-Show mit Publikum, die eben hier in Nashville aufgeführt wird. Es wuseln somit immer live irgendwelche Techniker auf der Bühne herum, der Host führt durch die Show und liest die Werbebeiträge der Sponsoren selber vor ... und es treten an Haufen verschiedene Künstler auf. Und das alles wird eben Live im Radio übertragen ... und das auch in die ganze Welt. Ist glaub ich die älteste Live-Radio-Show überhaupt. Hab' ich alles recht toll gefunden. An dieser Stelle möchte ich jederman den Film "A prairie home companion" ans Herz legen ... der a) sehr gut ist und b) sich genau um das gleiche Prinzip dreht ... Live-Radio-Show. Und da mir dieser Film aussergewöhnlich gut gefallen hat, war die Show gestern um so besser. 

Aufgetreten sind dann die verschiedensten Künster, natürlich alles Country oder Bluegrass oder Newgrass oder ähnliches. Soviele Fiddles und Banjos wie gestern auf einen Haufen werd ich lang nicht mehr sehen glaub ich. Bühne war wie folgt:

 
Abgelaufen sind die Musikbeiträge immer gleich ... Sänger oder Künstler der singt, begleitet von den Standardmusikern im Hintergrund. Dieser ältere Herr hier z.b. war dann wirklich SO alt, dass sie ihn nach seinem Lied an der Hand von der Bühne führen mussten. Welcome to Country Music! :)

Publikum war - das Klischee schlägt hier voll durch - sehr begeistert ... hat immer mitgeklatscht und nach Aufforderung von der Bühne "Stomp ya feet, will you!" auch immer so kräftig mitgestampft, dass alle Sitzreihen gewackelt haben. Aufgetreten sind insgesamt glaub ich ca. 10-12 verschiedene Künstler (Show hat 135 Minuten gedauert) ... auch recht "bekannte" (in Countrykreisen halt). So auch der nächste Herr hier, Sam Bush, der als Begründer des Newgrass gilt:




Gesessen bin ich neben Einem in ca. meinem Alter. Natürlich mit dem gleich ins Gespräch gekommen ... man kommt hier echt schwer aus, weil man hier von allen angesprochen wird ... so auch hier: "So ... are you from Nashville?". Wie sich herausgestellt hat, war er mit seinem Vater (hier sagt man "Pa" :) ) hier, nur um die Show anzuschauen. Scheint wirklich landesweit bekannt und berühmt zu sein, weil sie von überall her herkommen um das Spektakel einmal zu sehen, das man sonst nur aus dem Radio und/oder TV kennt. 

Hab dann rausgefunden, dass sie eben auch auf einem kleinen (5 Tage halt) Roadtrip sind (sie kommen aus southern Virginia) ... der letzte Urlaub, bevor er für 1 Jahr in den Irak muss. Wie ich dann weiters rausgefunden hab, ist er bei der Army und war bis letztes Jahr für 1 Jahr in Süd- bzw. Mittelamerika als "Special Operations" unterwegs. Recht interessant. Und jetzt gehts eben im August für 1 Jahr in den Irak. Wohin, das weiss er nicht. Auf die Frage ob er nervös ist, hat er nur gemeint "No, I'm not afraid. You know, I leave it to god when to die ... maybe tomorrow, maybe in Irak ... if it should happen, it happens, can't change it" (oder so, sinngemäss halt). Hat mir auch einiges über den amerikanischen Wehrdienst erzählt ... das man mit 18 eine Karte zugeschickt bekommt (Draft Card), die man immer mitführen muss. Wenn nicht: Gefängnis! Und einberufen kann man (theoretisch) bis ca. 35 oder so immer ... insgesamt maximal für 8 Jahre. Aber er hat gemeint das passiert sogut wie nie. 

Abgeschlossen wurde die Show dann - klassisch - wie sie eröffnet wurden ist ... durch Square-Dancers:




Da ist's dann nochmal gscheit rundgegangen im Publikum. Weiterer interessanter Moment: Der Host hat dann (ab und an hat er Grüsse durchgegeben oder interessante Geschichten aus dem Publikum (Hochzeitstag, Fan aus Australien, etc.) erzählt) mitgeteilt, dass im Publikum eine kleine Gruppe von Soldaten (4 oder so) anwesend wären, die vor ein paar Tagen grad ausn Irak retourgekommen sind. Da sind dann alle aufgestanden und haben wild applaudiert. Der Nationalstolz hier, die Identifikation mit seinen Landsleuten und das Wissen darum was die Soldaten teilweise im Krieg durchmachen, ist hier SEHR SEHR ausgeprägt und wird sehr geschätzt. Wie gesagt, kennt man von daheim nicht, sehr interessant zu beobachten. Die einen sagen vielleicht übertrieben, die anderen sagen angebracht. Ein bisschen davon würde uns Suderanten-Österreichern vielleicht auch nicht schaden :) Aber wir Tiroler sind da eh gut gerüstet ... siehe den letzten Festumzug 2009.

So hat sich dann ein sehr aufregender Tag dem Ende zugeneigt und ich bin nach der Show eigentlich gleich heim ins Hotel ... liegt grad mal 4 Blocks entfernt. Im Deli (der über die Lobby vom Hotel zu erreichen ist, sehr praktisch!) hab ich mir noch einen Salat geholt und hab mich dann aufs Ohr gelegt. 

Heute (Sonntag) stand dann die "Country Music Hall of Fame" am Programm ... aber noch viel interessanter: eine Tour durch das "RCA Studio B" ... Originalschauplatz von 1000den Record-Sessions von SEHR bekannten Musikern. Ein Beispiel gefällig? War heute in dem Raum, in dem der King (= Elvis *g*) "Are you lonesome to-night" aufgenommen hat. SEHR (!) cool.

Was dortn sonst noch passiert ist, was es mit dem "-" zwischen to-night im Titel auf sich hat und was es sonst noch über Country-Musik zu wissen gibt, dann im nächsten Posting, Tag 6.

2 Kommentare:

  1. Hello Lonesome Rider!
    Tolle Kutsche, die du da hast und du gurkst ganz alleine mit diesem Gefährt durch die Wälder. Klingt supercool, ich beneide dich schon sehr.
    Aber jetzt zu dem wichtigsten Überhaupt:
    solltest du einen gewissen Keith Urban über dem Weg laufen, grüß ihn schön von mir. Was hat Nicole Kidman, was ich nicht habe??? OK, Kleidergröße - 20, viel mehr Geld, keine Lachfalten, keine Stirnfalten, keine Augenfalten - aber zählen nicht immer noch diese blöden inneren Werte???
    Bitte, bitte mach ja ein Bildl vom Keith, der ist sicher in diesem Museum vertreten - gleich hinter Elvis.
    Sodala, nach der Fussball WM gibt's jetzt endlich wieder Private Practice, ist fast spannender wie das gestrige Finale!!!
    Katja

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  2. klingt ja sehr gemütlich.... bis auf den fussmarsch.. ;)

    lg berni

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